Freitag, 23. September 2011

Bücher fürs schlechte Gewissen Teil 4: Fleisch essen, Tiere lieben

Der deutsche Beitrag zum Thema meiner Serie stammt von Theresa Bäuerlein. Die Autorin war selbst lange Zeit Vegetarierin und kennt daher beide Positionen, da sie jetzt wieder Fleisch isst.
Sie will in ihrem Buch nicht für maßlosen Fleischkonsum plädieren, sondern Wege aufzeigen, wie man trotzdem Fleisch essen und genießen kann, da sie meint, dass viele Vegetarier ihre Entscheidung aufgrund von Fehlinformationen und Unverständnis begründen.
Man merkt vielleicht schon, so ganz hat das Buch mich nicht überzeugt. Denn das Fazit von Bäuerlein ist eigentlich ganz simpel und es wundert mich, weshalb man dafür 159 Seiten braucht: „Esst kein Fleisch aus Massentierhaltung sondern wählt kritisch aus, woher euer Fleisch kommt.“ Ach nee. Ich denke, jeder Deutsche, der sich auch mal annähernd Gedanken darüber gemacht hat, weiss das – und andere Leute nehmen solche Bücher sowieso nicht in die Hand.
Dogmen, die sie vor allem hinterfragen will:
Gesundheit: Vegetarier sind meist nicht deshalb gesünder, weil sie kein Fleisch essen sondern generell gesünder leben. Das stimmt und es ist tatsächlich ein Irrglauben anzunehmen, nur weil man auf Fleisch verzichtet ist man gleich fitter usw. Fleisch durch zu viel Schoki und Kohlenhydrate zu ersetzen ist klar keine Lösung.
Ökologie: Der Anbau großer Monokulturen von Mais und Soja richtet große Schäden an. Aber auch hier mal ganz ehrlich: so viel Mais und Soja müssten Menschen ja auch gar nicht essen. Das Soja das an Tiere verfüttert wird, würde reichen um mehrere Menschen zu ernähren, also würde es natürlich einen ökologischen Vorteil bringen, auf Fleisch zu verzichten bzw. weniger davon zu essen.
Ethik: nicht alle Schlachtbetriebe arbeiten so, wie es beispielsweise bei Foer dargestellt wird, mit regelmäßig bei lebendigem Leib in heißes Wasser getauchten und bei Bewusstsein zerlegten Tieren. Aber eine Fehlerquote ist bei den hohen Mengen nicht zu vermeiden. Also die Begründung finde ich ja auch nicht so überzeugend, es ist ja schlimm genug, dass es diese Schlachtbetriebe gibt und dass trotzdem noch so viele Fehler passieren. Außerdem führt sie einige Wissenschaftlerstimmen an, die sagen Tiere hätten keine Vorstellung vom Tod, also sei ihr Tod auch nicht mit unserem zu vergleichen.
Gut, vielleicht überlegen sich Tiere nicht, ob sie nach dem Tod in den Himmel oder die Hölle kommen oder als Geist über die Erde wandeln – aber wirklich wissen können wir es nicht oder haben wir schon mal ein Tiere danach befragt? Nee, geht ja auch schlecht. Und Tiere haben Todesangst, sonst würden sie nicht schreien, wenn sie sich in Gefahr befinden.
Trotzdem ein sehr interessantes Buch, das durchaus lesenswert ist und auch viele Informationen bietet, wie immer muss man selber bewerten können.
Einen sehr interessanten Absatz zu Gutmenschen am Ende des Buches möchte ich hier gerne noch aufschreiben, denn der hat mir kurz zu Denken gegeben:
Ausgerechnet jene Menschen, die versuchen, ein bewusstes Leben zu führen, bleiben Horrormeldungen wie Hungersnöten und Völkermorden oft gleichgültig gegenüber. Denn der Gedanke an ein derartiges Elend ist so schwer zu ertragen, dass die Psyche mit einer Art Schutzmechanismus reagiert: Schmerz ab einer bestimmten Größenordnung ist nicht mehr fassbar – man reagiert nicht mehr.

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